Fellfarben beim Kromfohrländer

Im Rassestandart des Kromfohrländers findet man folgende Angabe: „Grundfarbe weiß; hellbraune, rotbraune bis stark dunkelbraune Abzeichen in Form von verschieden großen Flecken oder als Sattel. Schwarze Haarspitzen bei brauner Unterwolle erlaubt.“

Weißscheckung

 Aus genetischer Perspektive ist diese Angabe nicht korrekt. Denn Kromfohrländer sind braune Hunde, bei denen die Ausfärbung der Haare stellenweise ausgeblieben ist. Man spricht hier von Weißscheckung. Wie kommt es dazu? Die Zellen, die für die Färbung verantwortlich sind, die Melanozyten (Pigmentzellen), werden während der Entwicklung des Embryos von der Neuralleiste gebildet. Die Neuralleiste ist Ausgangsort für zahlreiche weitere Zelltypen, z.B. auch Nervenzellen und Knochenzellen usw. Die Melanozyten wandern dann im Laufe der weiteren Entwicklung zu den Stellen des Organismus, an denen sie die ihnen bestimmte Aufgabe erfüllen. Nun kommt es dazu, dass die Bildung dieser Pigmentzellen beim Kromfohrländer von Zeit zu Zeit stockt. Folge ist, dass sie an dem ihnen zugedachten Ort fehlen, in unserem Fall also in den Haaren, die dadurch pigmentlos bleiben. Das auf sie fallende Licht wird reflektiert. Haare und Fell erscheinen weiß. Wenn nun die Bildung der Pigmentzellen wieder einsetzt, entstehen die braunen Bereiche. Meines Wissens ist die Ursache dieses Vorgangs noch nicht ganz erforscht, sicher sind es Einflüsse innerhalb der Gebärmutter.
Diese bei den Kromfohrländern vorhandene Scheckung wird „Piebald-Scheckung“ genannt, der entsprechende Genort ist der S-Lokus mit dem Gen MITF.  Das Normal-Allel N gilt gegenüber S als dominant. Es gibt aber auch Hunde, die zwar Sp/N haben, dennoch Scheckung mit verschiedener Ausprägung. Das Normalgen scheint also unvollständig dominant zu sein. Unsere Kromis haben allerdings alle Sp/Sp, sodass diesbezüglich keine Auswirkungen erkennbar sind.
Hin und wieder sind auch bei den Kromfohrländern nahezu vollständig weiße Hunde beobachtbar. Hier spricht man von einer extremen Piebald-Scheckung.
Bleibt zu bemerken, dass zu viel Weiß nicht nur einen schwächeren UV-Schutz bietet. Auch in Augen (Iris) und Innenohren befinden sich die erforderlichen Pigmentzellen. Setzt gerade bei diesen Zellen die Pigmentbildung während der Embryonalzeit aus, können blaue statt braune Augen entstehen bzw. es kann zu Hörschäden kommen. Beim Kromfohrländer ist diesbezüglich nichts bekannt, wohl aber z.B. beim Dalmatiner.

Die „Hellgeborenen“

Viele Kromfohrländer sind bei der Geburt so hell, dass sich deren Flecken kaum vom weißen Fell unterscheiden, die „Hellgeborenen“. Im Laufe der folgenden Lebenswochen färben sie sich jedoch aus und spätestens nach einem halben Jahr sind die Flecken deutlich ausgeprägt.
Die Melanozyten können zwei unterschiedliche Farbstoffe enthalten, das Eumelanin und das Phäomelanin. Das Eumelanin kann man bei Hunden in verschiedenen Tönungen von braun bis schwarz finden, das hellere Phäomelanin ist meist sand- bis zimtfarben.  Die Hellgeborenen können ausschließlich Phäomelanin produzieren. Was die Gesundheit betrifft, hat das Fehlen des Eumelanins allerdings keine Auswirkungen. Auch dieses findet sich bei anderen Hunderassen, bei denen man dann aber nicht von “hellgeboren” sondern von “blond” oder “gelb” spricht.
Bei manchen hellgeborenen Kromfohrländern entwickelt sich nach der Pubertät eine sogenannte “Wechselnase”, die im Winter rosa bleibt, im Sommer jedoch wieder mehr dunkles Pigment ausbildet, so dass ein anthrazitfarbener Eindruck entsteht. Interessanterweise bleiben Lid und Lefzen auch bei den Hellgeborenen schwarz pigmentiert.

Für Eumelanin sind u.a. die Produkte dreier Genorte notwendig: E-Lokus, A-Lokus und K-Lokus. Hier befinden sich diverse Allele , die unterschiedliche Aufgaben in Bezug auf die Ausfärbung erfüllen. Für die Kromfohrländer ist vor allem der E-Lokus wichtig, der mit dominantem und intaktem E-Allel die beiden anderen Loki anschaltet, so dass die entsprechenden Melanine produziert werden können. Liegen am E-Lokus jedoch nur rezessive mutierte Gene „e“ vor, bleiben die beiden anderen Gene inaktiv. Folge ist, dass kein Eumelanin produziert werden kann.

Genotyp  E/E und E/e : Eumelanin und Phäomelanin werden produziert.
Genotyp e/e : nur Phäomelanin wird produziert.  Das sind unsere Hellgeborenen.

Heißt also, paaren wir zwei Hellgeborene, bekommen wir nur hellgeborene Welpen. Diese Paarung wird daher von der Zuchtordnung ausgeschlossen.
Den Genotyp E/e können wir im Aussehen nicht von E/E unterscheiden. Wir wissen aber, wenn wir hell und dunkel geborene Welpen bekommen, dass beide Eltern gemischterbig in Bezug auf das E-Gen sind. E/E x E/e ergibt keine Hellgeborenen; E/e x E/e ca. 25% und e/e x E/e ca. 50% Hellgeborene.
Paaren wir E/E x E/E, erhalten wir nur Welpen mit dunklen Flecken. Die umgekehrte Schlussfolgerung kann aber zu Irrtümern führen. Denn zumindest ein Elternteil kann gemischterbig sein, denkbar ist es auch für beide, wenn zufällig die Kombination e/e nicht zustande gekommen ist.
Schwarzanteile oder vollständig schwarze Kromfohrländer kann es nur geben, wenn auch ein E-Allel, also die dominante Form, vorhanden ist. Denkbar ist, dass in diesen Fällen auch ein dominantes Kb-Allel am K-Lokus vorliegt. Hier besteht allerdings noch Forschungsbedarf.