Das DLA-Projekt,

ein Hoffnungsschimmer bei AI-Erkrankungen?

Stellen Sie sich vor, Sie haben zuhause einen Kasten mit vielen unterschiedlichen Werkzeugen: Hammer, Zange, Kreuzschlitz-Schraubendreher usw. Nun gilt es, ein defektes Tischchen zu reparieren. Als erstes muss eine Schraube mit Schlitz gelöst werden. Sie kramen im Werkzeugkasten: Da ist nur der Kreuzschlitzdreher, der kläglich versagt, aber kein Schlitzdreher. Was nun? Sie hantieren noch ein wenig mit dem Messerchen, aber zwecklos. Die Schraube sitzt zu fest.

Auch unser Genom und das unserer Hunde sind mit einigen „Werkzeugen“ ausgestattet. Nämlich mit solchen Genen, die nach Bedarf und Anfrage aus der Umwelt ab- oder angeschaltet werden können. Beim Hund  spielen die DLA-Gene hierbei eine wichtige Rolle, denn sie helfen dabei, auf bestimmte Umweltbelastungen angemessen zu reagieren. DLA bedeutet Dog-Leucocyte-Antigen. Diese Gene stellen gewissermaßen einen wichtigen Teil des „Gesundheits-Werkzeugkastens“ unserer Hunde dar. Je vielfältiger die DLA-Gene sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass auf eine Umweltbelastung richtig reagiert wird.

Nehmen wir einmal an, Viren bedrängen unseren Freund. Sie dringen in Zellen ein und vermehren sich darin. Schließlich bringen sie die Zellen zum Absterben mit dem Ergebnis, dass zahlreiche Viren jetzt weitere befallen können. Eine gute Abwehr ist also gefragt. Hier kommen die DLA-Gene zum Zuge. Denn diese sorgen dafür, dass auf den Leukozyten (Weiße Blutkörperchen) Abwehrkomplexe gebildet werden, sog. MHCs (Major-Histocompatibility-Complex). Diese sorgen dafür, dass die notwendigen Reaktionen auf die Viren erfolgen. Im Idealfall werden sie vom Organismus vernichtet, und es wird dafür gesorgt, dass er schließlich immun dagegen wird.

Für diesen Prozess – um beim Vergleich zu bleiben – muss das richtige Werkzeug aktiviert werden. Dafür sorgen nun unter anderem die DLA-Gene. Jeweils eine DLA-Dreiergruppe bildet einen sogenannten Haplotyp. Bei Hunden insgesamt hat die Wissenschaft mittlerweile über 300 solcher Haplotypen gefunden. Innerhalb einer Rasse allerdings sind davon meist nur wenige vorhanden, denn jeder Hund kann nur zwei haben, auf jedem Partnerchromosom einen. Sind beide Haplotypen identisch (homozygot), sind die genetischen Möglichkeiten recht eingeschränkt. Der Werkzeugkasten ist dann nicht optimal bestückt, sodass möglicherweise der Immunabwehr Grenzen gesetzt sind. Autoimmun-Erkrankungen sind also keine Erbkrankheiten im herkömmlichen Sinne, sondern sie beruhen auf einem Immunsystem, das nicht ausreichend darauf vorbereitet ist, kranke und gesunde Zellen zu unterscheiden und darauf in angemessener Weise zu reagieren.

Beim Kromfohrländer wurden bislang 5 Haplotypen gefundenen, Krom1 bis Krom5. Das mag vielleicht wenig erscheinen, denn es gibt Rassen mit mehr, aber auch mit weniger Haplotypen. Das muss zunächst nichts heißen, denn jeder Hund hat eh nur zwei davon. Es scheint wohl vor allem auf die Wirksamkeit eines speziellen Haplotyps anzukommen.

Die drei DLA-Gene werden DRB1, DQA1 und DQB1 genannt, jedes kann in verschiedenen Allelen (Varianten eines Gens) ausgebildet sein. Der Einfachheit halber werden die jeweiligen Allele in Zahlen ausgedrückt, so kann man sie leicht zuordnen und unterscheiden.

In der Tabelle (nach Lohi e.a.) sind nun die beim Kromi im Jahr 2010 gefundenen Haplotypen mit den entsprechenden Allelen dargestellt. Ihr Hund hat vielleicht Krom1 und Krom5, dann sind die Gene heterozygot vorhanden, vielleicht hat er aber auch 2 mal denselben Haplotyp, z.B. 2 mal Krom3, dann sind sie homozygot.

Die Daten der rauen Kromis stammen aus Finnland, die der glatten aus Deutschland. Interessant ist, dass Krom5 in Finnland nur sehr selten vorkommt. Hier würde, wenn immer nur Hunde mit Krom1 bis Krom4 zur Zucht kämen, Krom5 bald aus dem Genpool verschwinden.

Welche Bedeutung haben nun diese Haplotypen für Hundebesitzer und Züchter?

In einer Untersuchung durch L. J. Kennedy der Universität Manchester1) wird 2012 berichtet, dass es zahlreiche Zusammenhänge zwischen bestimmten Haplotypen und Autoimmunerkrankungen bei Hunden gibt. So ist das Risiko, an Hämolytischer Anämie zu erkranken, bei diversen Hunderassen und in Verbindung mit einem bestimmten Haplotyp um 1,8 bis 2,6-fach erhöht. Andere Haplotypen wirken bei einigen Rassen auch Risiko mindernd.

Um auch bei den Kromfohrländern in dieser Hinsicht mehr Klarheit zu bekommen, wurde von einigen Kromi-Züchtern ein DLA-Pilotprojekt ins Leben gerufen, an dem insgesamt 24 Hunde beteiligt sind. Die Züchter haben auf eigene Kosten über den RZV eine Haplotypen-Bestimmung bei der Firma Feragen aus Salzburg veranlasst. Dieses Projekt soll erste Antworten auf folgende Fragen geben:

Beschränkt sich die Anzahl der Haplotypen auf Krom1 bis Krom5, wie in der finnischen Studie festgestellt, oder finden sich noch weitere?

Lassen sich auch bei den Kromfohrländern Verbindungen zwischen Autoimmun-Erkrankungen und den gefundenen Haplotypen finden?